Wenn ich Freunden die zu Besuch in Stuttgart sind, aber auch vielen Stuttgartern, von den Heslacher Wasserfällen erzähle bekomme ich meist zuerst einmal ein hilfloses Lächeln geschenkt. Niemand vermutet in Stuttgart einen Wasserfall. Das ändert sich aber schnell wenn ich mit ihnen dann einen kleinen Ausflug in den Stuttgarter Bürgerwald unternehme. Ok, es sind sicher nicht die Niagara-Fälle, aber trotzdem sehenswert.
Zwischen der alten B14 (Leonberger Straße), dem Wald und dem alten Gäubahn-Haltepunkt „Wildpark“ geht es auf einem kleinen Weg zwischen Leitplanken hinab in die „Obere Haidenklinge“ zu den Heslacher Wasserfällen.
In Stuttgart gibt es mehrere sogenannte „Klingen“, dies sind Hänge die von schmalen und steilen Schluchten durchzogen sind.
Über einen recht gut befestigten Weg, teils mit angelegten Stufen, kommt man hinab in die Klinge. Früher waren zwischen den Absätzen Ruhebänkchen aufgestellt. Denn die Heslacher Wasserfälle waren im 19. Jahrhundert neben dem Bärenschlössle und dem Bootsverleih auf dem Pfaffenwaldsee ein beliebtes Ausflugsziel für Hof und Bürgerschaft.
Heute ist ein Besuch nach Regentagen oder während der Schneeschmelze optimal da die Heslacher Wasserfälle dann richtig wild sind. Dann fällt das Wasser über eine Strecke von gut 100 Metern über Felsen, und Moose in die Tiefe. Im Sommer sind sie heute eher ein kleines Geplätscher, aber an heißen Tagen eine willkommene Abkühlung mit kühlem Wasser und reichlich Schatten.
Die Heslacher Wasserfälle sind aber kein Naturschauspiel, sondern wurden künstlich geschaffen.
Im Jahre 1566 ließ Herzog Christoph von Württemberg durch Aufstauen der Glems den Pfaffensee als Wasserspeicher anlegen. Später folgten noch weitere Aufstauungen, den heutigen Parkseen (Bärensee, Neuer See, Pfaffensee, Katzenbach- und Steinbachsee). Sie dienten in erster Linie als Wasserzufuhr für die Mühlen am Nesenbach. 1873 begann mit dem Bau des Wasserwerks Hasenberg an der Hasenbergsteige (und später dem Wasserwerk Gallenklinge am Botnanger Sattel 1931) auch die Nutzung der Parkseen für die Trinkwasserversorgung. Dort wurde das Wasser der Parkseen zu Trinkwasser aufbereitet und in das umliegende Verteilnetz Stuttgarts bis 1998 eingespeist.
Noch heute kann das Wasser bei Bedarf durch den 800 Meter langen „Christophstollen“ in den Nesenbach geleitet werden.
Verkehrsanbindung:
SSB Buslinie 92 Haltestelle Rudolp-Sophien-Stift oder von Heslach aus U1 Haltestelle Südheimer Platz oder U1 Richtung Vaihingen bis zur Haltestelle Waldeck
Update 10.3.2012
Lesenswert: Joe Bauers Depechen: Im Tal des Todes
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Im Sillenbuchwald an der Ruhbank unterhalb des Fernsehturmes gibt es auch ein paar feine, wildromantische Klingen mit Wasserfällen.
Wer mehr sehen will, muss aber in die Gegend von Welzheim/Murrhardt 😉
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Die Hesslacher Wasserfälle sind gesperrt. Warum?