Tja, eigentlich war ich ja in meinem letzten Blog Artikel zu diesem Thema der Meinung man müsse die Bahn einfach jetzt mal bauen lassen und schauen was passieren würde. – Aber selbst das Bauen schafft die Bahn ja nicht einmal!
Was ist bisher voran gegangen?
Der Infrastrukturrückbau ist fortgeschritten. Der Südflügel ist komplett eingeebnet worden, die ehemalige Bahndirektion ist nahezu komplett verschwunden, erste Bahnsteige wurden nach vorn verlegt, der barrierefreie Zugang zum Bahnhof wurde auf Höhe der LBBW verlegt und macht es Kinderwägen, Rollstühlen etc. um einiges schwerer mit dem Zug zu fahren, das Bahnsteigdach wurde instabil und ist mittlerweile glaslos, so das der Wetterschutz so gut wie nicht mehr gegeben ist.
Einzig positive: Die Straße am Schloßgarten ist nun für immer dem Verkehr entzogen worden.
Was wurde bisher realisiert?
Achso, weil immer beim Thema Baufortschritt die Stichworte „Pariser Höfe“, „Mailänder Platz“, ECE und so fällt: Das Areal des ehemaligen Güterbahnhofes, das Planungsfeld A1, würde bzw. wird auch ganz ohne Stuttgart 21 realisiert und ist so ausgelegt das es überhaupt nicht auf den Bau von Stuttgart 21 angewiesen ist.
Das die Bahn ihr „bestgeplantes“ Projekt Stuttgart 21 nicht im Griff hat zeigt sie mittlerweile in regelmäßigen Abständen.
Die Bahn hat nun die erneute Planänderung des Kernstückes (PFA 1.1, 1.5, 1.6a) angefordert.
Diesmal geht es zum einen um die Erhöhung der Wasserentnahme in den Baugruben. Laut Bahn nur eine geringfügige Zunahme um das Doppelte der Entnahmemenge, aber das sei alles kein Problem.
Man kann zwar als Laie Einsprüche stellen, doch wird man sich extrem schwer tun die Unterlagen dazu zu verstehen. Um so wichtiger ist es sich dazu genau zu informieren. Am besten natürlich, wie bei solchen Dingen immer, nicht bei dem der den Antrag stellt. Dessen Interessen sind ja von vorn herein klar.
Mit einer „Info-Show“ ohne Publikum hatte die Bahn via TV und Webstream die Bürger zu dem anstehenden Verfahren und deren Inhalte „informiert“. Die Show wirkte schlecht vorbereitet. Wurde so ausgelegt, daß viel gesagt wurde aber man am Schluß nichts neues von der Bahn zu hören bekam als ihre bekannten Floskeln. „Das Grund- und Mineralwasser ist sicher.“, „Natürlich gibt es keine Hangrutschungen“, „Senkungen sind normal und passieren immer auf der gesamten Fläche“, „Schon Erfahrungen aus dem S- und U- Bahn bau.“, „Im Probestollen ist nichts passiert“ etc. pp.
Lustig ist dabei nur, daß kurz danach ausgerechnet von den Stuttgarter Nachrichten ein Artikel zu den aktuellen Planungen der Bahn heraus kam, der eigentlich so ganz genau das Gegenteil berichtete.
Desweiteren wird nun nebenbei bildlich was der Bürger so bisher aus den „Informationen“ der Bahn nicht entnehmen konnte. Der bisherige Bodenniveau des Schloßgartens mit der heutige Baubrache Grundwassermanagement (GWM) soll nach dem Bau um etwa 6 Meter angehoben werden. Das heißt, sollte Stuttgart 21 irgendwann einmal angefangen bzw. dann evt. auch noch fertig gebaut worden sein würde für weitere vier Jahre der ehemalige Schloßgarten weiterhin eine Baubrache bleiben. Denn die Bahn rechnet damit, daß es „nach circa vier Jahren zu erwartende Setzungen von bis zu 25 Zentimetern“ im dann aufgeschütteten Schloßgarten kommen kann!
Zwar kommt die Bahn damit den Visualisierungen von einer kleineren „unebenheit“ gegenüber der bisherigen Mauer an der Straße am Schloßgarten näher, doch heißt das auch das man aus der Königstraße in den zukünftigen Schloßgarten einen mindestens 5 Meter hohen Anstieg hinauf gehen werden muß! Klasse Leistung liebe Bahn!
Um es mal zusammen zu fassen und auf einen Nenner zu bringen:
Bisher hat die Bahn von Stuttgart 21 nichts, aber auch rein gar nichts gebaut, nur zerstört!
Damit aber noch lange nicht genug!
Die Bahn versucht ja immer wieder gebetsmühlenartig den Bürgern glaubhaft zu machen, bei Stuttgart 21 handele es sich um eine Investition in die Zukunft; um einen leistungsfähigeren Bahnhof. – Ok, das mit dem „leistungsfähiger“ versucht sie mittlerweile unbemerkt in „leistungsfähig“ umzuformulieren. Dennoch haben bei dem Alibi-Volksentscheid zu Stuttgart 21 genau aus diesem oberflächlichen Grund viele Stuttgart 21 Anrainer für die Finanzierung Stuttgart 21 gestimmt. Sie glaubten den wohlklingenden Gebetsmühlen mit „besserer Anbindung an die Europäischen Magistralen“. Blöd nur, dass genau das Gegenteilige eintritt.
Das beste Beispiel derzeit ist die Gäubahn von Stuttgart nach Singen bzw. Zürich.
Versprach man bisher (vor allem im Bezug auf Stuttgart 21) den Gemeinden entlang der Gäubahn diese auszubauen und wieder mit ICEs statt ICs der SBB zu befahren streicht die Bahn nun täglich jeweils den ersten und den letzten Zug auf der Strecke. Zudem sind die Kurswagen mittlerweile reduziert worden. Alles in allem setzt die Bahn derzeit alles daran, diese Verbindung (ähnlich der Stuttgart-Würzburg) zu einer Regionalstrecke abstufen zu können. Dabei existiert eine Verpflichtung Deutschlands diese Strecke, genau wie die Rheintalstrecke für den großen Alpen-Transit(Güter)verkehr fit zu machen.
Kurzum: Die Bahn schafft es nicht einmal bestehende, wichtige Magistralen fit zu halten und möchte eine weitere, unnötige Magistrale aus dem Boden stampfen. Die größten Aufschreie kommen dabei von solch Bürgermeistern, die beim Volksentscheid am lautesten für Stuttgart 21 warben und nicht war haben wollen das solch ein Megaprojektle eben doch die anderen Bahnstrukturmaßnahmen kanibalisiert.
Schwäbische Zeitung: Protest gegen Streichung schneller Züge auf der Gäubahn
Man sieht also das das Thema Stuttgart 21 weiter äußerst spannend bleibt auch wenn es nicht mehr eine so große mediale Rolle spielt.
Die Probleme werden nicht weniger, im Gegenteil: Die Probleme fangen jetzt erst an!